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Fr, 07:00 Uhr
19.07.2019
Lichtblick

#Alltags für die Zukunft

Nun sind die Ferien da und die Freitage gehören, wie der Rest der Woche, dem Müßiggang. Schüler haben Ferien – eine wirklich gute Erfindung, die noch gar nicht so alt ist. Ferien leiten sich ab vom lateinischen feriae (dt. Festtage) und bezogen sich nur auf kirchliche Feiertage. Kein Wunder, denn andere Feiertage gab es nicht...


Auch Kinder mussten arbeiten, spätestens nach der achten Klasse war mit Schulbildung, wenn denn überhaupt eine möglich war, Schluss, musste auch in jeder freien Minute den Eltern in der Werkstatt, im Bergwerk, auf dem Bauernhof oder auf dem Feld geholfen werden. In vielen Ländern der Welt ist das noch heute so.

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Die Zukunft hierzulande besteht in der berechtigten Frage nach dem Umgang mit der Erde. Die Jugend fordert zurecht, dass ihr eine gute Lebensgrundlage überlassen wird. Währenddessen besteht die Frage nach der Zukunft z.B. in Yamoussoukro, wo morgen etwas zu Essen zum Überleben gesucht und gefunden werden kann? Die Perspektive ist entscheidend. Beide haben ihr Recht. Ich will mich heute auf unsere, d.h. auf die Perspektive der Jugendlichen hier beschränken und nicht gedanklich an die Elfenbeinküste gehen.

#Fridays for future, mitsamt Schülerstreik, hat uns wochenlang beschäftigt. Jeder und Jede hat sich seine/ihre Meinung gebildet. Die Vorhaltung, dass die Kinder lieber lernen statt streiken sollen, verfängt nicht wirklich. Hätten wir nur halb so viel Notiz von dem Anliegen der Jugendlichen wahrgenommen, wenn Sie Sonnabendnachmittag gestreikt hätten, zur Bundesligazeit? Wer von uns hat gehört, dass Verdi oder die besonders agile und Medien-präsente GDL nach der Arbeitszeit streiken?

Mit einer unserer hellwachen Enkelinnen habe ich darüber diskutiert und ich muss sagen, ich habe manchen neuen Aspekt in dieser oft eindimensional geführten Diskussion (kennen)gelernt. Die junge Generation ist hoffnungsfroher und verantwortungsbewusster als gemeinhin gedacht wird.

Wer nun aber dachte, dass, umweltbewegt wie die letzten Wochen (zu Recht) waren, die Flughäfen in Deutschland fortgesetzt nur teilbesetzte Flugzeuge und wegen Mangel an Interesse gestrichene Flüge melden würden, der sieht sich getäuscht. Auch die Kreuzfahrtschiffe melden keine Einbrüche, obwohl doch bekannt ist, dass sie die größten Dreckschleudern der Verkehrsmittel sind und wie jüngst in Venedig auch erhebliche Verkehrsprobleme verursachen können.

Überall und allerorten gibt es riesige Mengen an Menschen, die in ferne Gestade fliegen und sie kreuzen wollen, so weit wie möglich weg, koste es Kerosin was es wolle.

Reicht unser Interesse für die Umwelt nur so weit wie unser Urlaub davon nicht betroffen ist? Merk-würdig.

Offensichtlich müssen wir mit kleineren Schritten beginnen und uns dann langsam an größere heranwagen. Einzelne schaffen gleich die großen Schritte, so wie der schwedische TV-Kommentator und Ex-Biathlet Björn Ferry, der für die zurückliegende Wintersaison 13.000 km mit der Bahn reiste und Flugzeuge mied, weil er Umweltbewusstsein täglich (er)leben will. In Schweden ist bereits ein Mentalitätswandel erkennbar, der die Fluggastzahlen senkt und der Bahn einen nennenswerten Nutzerzuwachs beschert. Die Schweden haben sogar ein Wort dafür kreiert: „Flugscham“. Wer fliegt, muss sich schon schämen!

Was sind aber kleinere Schritte? Nicht jede Flugreise ist entbehrlich oder anders zu gestalten. Aber innerdeutsche Flüge sollten flugschambesetzt sein. Im Zeitalter von ICE wäre eine deutliche Kerosinbesteuerung von Flügen sinnvoll. Diese müsste vollumfänglich in den Ausbau von Bahn, Radwegen und ÖPNV fließen und Modelle wie in Wien, wo jeder für 365 Euro (also einen Euro pro Tag) im Jahr alle Verkehrsmittel nutzen kann, ermöglichen. Hier Kreativität zu zeigen, stünde uns gut zu Gesicht. Wir sind ja das Land der Dichter, Denker und Tüftler…

#Alltags für Zukunft könnte beginnen mit der Frage, ob leichte Einkäufe nicht zu generell zu Fuß möglich sind, schwere evtl. mit dem (Lasten)Fahrrad oder dem Bollerwagen, den Himmelfahrtstag scheinbar jeder im Hause hat. Sind notwendige Autofahrten nicht kombinierbar, dass niemand etwas am Dienstag zur Reparatur in die Stadt bringt, wenn er Mittwochs ohnehin durchfahren muss (schon gar bei den heuer extrem vielen Baustellen zur gleichen Zeit). Auch Fahrgemeinschaften sind ökologisch und ökonomisch sinnvoll, wenn zwei Arbeitskollegen den gleichen Weg haben und sich abwechseln können.

Es gibt viele Beispiele und manche passen hier und andere dort. Es geht auch nicht um Zwang oder Vorschriften, sondern um Einsicht. Ich kann mir niemanden vorstellen, dem die Lebensqualität für seine (Kindes)Kinder gleichgültig ist.

Fangen wir also mit #Alltags für die Zukunft an, jede*r beginnt mit einem Punkt und weitet es dann Stück für Stück für sich aus. Wenn unsere Enkel uns in 30-50 Jahren fragen: „was hast du gegen die Umweltverschmutzung getan“, dann brauchen wir nicht schamrot werden und können ehrlich antworten. Sie werden es uns danken. Das wäre ein Lichtblick.

Herzliche Einladung zu #Alltags für die Umwelt. Ein gesegnetes Wochenende,
Ihr Superintendent Kristóf Bálint, Bad Frankenhausen
Autor: red

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