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Mi, 00:01 Uhr
27.05.2020
Neues aus Bad Frankenhausen

Ein Frankenhäuser Urgestein wird 75...

... und Erinnerung an die erste freie Kommunalwahl 1990 und deren Folgen. Unser Leser Peter Zimmer würdigt dieses Urgestein...

In Zeiten der Coronakrise ist vieles für die Menschen anderes als vorher, viele Probleme sind zu bewältigen und nach ersten Lockerungen gibt es ein wenig Aufatmen. Doch es sollte nicht vergessen werden, dass es neben den coronabedingten Ereignissen auch noch erinnerungswerte Lebensmomente gibt.

Die heutigen 40+ Generationen werden sich vielleicht noch erinnern, dass es im März 1990 die erste freie Volkskammerwahl und im darauffolgenden Mai erstmals frei Kommunalwahlen gab. Neben SPD, CDU, PDS, DSF gab es noch weitere Gruppierungen, die sich an den Wahlen beteiligten. Erstmals stellten alle eigene Kandidaten auf und da oft nicht die nötigen Personen in den eigenen Reihen fehlten wurden auch geeignete „berufene“ Bürger auf die Wahllisten gestellt. Entsprechend den damaligen Erwartungen und politischen Verhältnissen gab es eine hohe Wahlbeteiligung.

In Bad Frankenhausen erreichten CDU zusammen mit der DSU eine große Anzahl der gewählten Kandidaten. Nach den damaligen Bestimmungen musste der neue Stadtrat den Bürgermeister wählen (heute werden Bürgermeister direkt von den Bürgern gewählt). In Vorbereitung dieser Wahl kamen CDU+DSU zu einer Besprechung zusammen, um zu klären, wen man als Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters vorschlagen soll (auch andere Fraktionen hatten das gleiche Problem). Niemand hatte ja so recht Ahnung von den kommenden Aufgaben mit all den neuen Gesetzen und Bestimmungen. Man kam auf die Idee, doch vielleicht einen „Westimport“ zu präsentieren (nach Informationen hatten es andere Gemeinden ebenfalls vor). Doch in der Runde machte jemand sehr deutlich klar, dass nach diesem Wahlerfolg aus der Runde der CDU+DSU - Abgeordneten der Vorschlag kommen muß. Nach einigem Argumentationsaustausch war die geeignete Person gefunden: Karl-Joseph Ringleb (geboren 27. Mai 1945, Frankenhäuser Bürger von Anfang an, bis zur Wende im Stahlbau vor Ort tätig).

Ein Frankenhäuser Urgestein wird 75... (Foto: Peter Zimmer) Ein Frankenhäuser Urgestein wird 75... (Foto: Peter Zimmer)

In der konstituierenden Stadtratssitzung wurde Karl-Joseph Ringleb als erster Bürgermeister der Stadt Bad Frankenhausen gewählt. In den darauffolgenden Jahren waren viele Probleme zu lösen, nebenbei musste er noch ein Verwaltungsstudium absolvieren. In den Stadtratssitzungen ging es oft hoch her. Für viele Abgeordnete war es schwer, über parteipolitische Grenzen hinweg Kompromißlösungen zu finden. Kirchlich Engagierte kannten aus ihren Gremien die offene Diskussion und Entscheidungen zwischen Ja, Nein und Enthaltungen. Manche mussten dies erst lernen, auch dass man die Meinungen anderer respektiert und dann versucht zu einer vernünftigen Lösung zu kommen. Bürgermeister Ringleb versuchte in den Jahren seines Dienstes immer wieder den Stadtrat in die Vorhaben der Verwaltung frühzeitig einzubinden.

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Es gab natürlich auch Gegenwind, wenn er mit nicht zu akzeptierenden Projekten die Abgeordneten überraschte. Auch mancher Widerpart seitens der Abgeordneten war berechtigt. Beispielsweise meinte er bei der öffentlichen Auswertung der Stasieüberprüfungsaktion: „Wenn man das alles liest, dann ist das nur lächerlich.“ Das konnte so nicht stehenbleiben. Die so Überwachten konnten sich nie rechtfertigen und konnten nicht wissen, was mit den Stasiberichten geschieht.

In seiner Ära erfolgte u. a. nach zähem Kampf innerhalb des Stadtrates der Bau der Kurklinik an der Uderslebener Straße (wenige Wochen später wäre sie beinahe der Kohl’schen Gesundheitsreform zum Opfer gefallen) und der Therme in Schloßnähe.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Bürgermeisteramt konnte Karl-Joseph Ringleb eine „geordnete“ Verwaltung an seinen Nachfolger Matthias Strejc übergeben. Selbst Stadtratskollegen aus den anderen Fraktionen äußerten sich darüber anerkennend. Nie gab es irgendwelche „Affären“ oder „Vorwürfe bzgl. Amtsmissbrauch“!

Danach war Ringleb als Stadtratsmietglied noch weitere Wahlperioden tätig. Nun darf er bei guter Gesundheit am 27. Mai seinen 75. mit seiner Familie und Freunden feiern. Bad Frankenhausen kann sich freuen, dass es nach der Wende einen so engagierten Menschen an seiner Spitze hatte (eingedenk dessen, das niemand fehlerfrei ist!)
Gute Wünsche mögen ihn für die weiteren Jahre begleiten.

Text und Foto: Peter Zimmer
Bad Frankenhausen
Autor: khh

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