Do, 15:09 Uhr
18.07.2024
Der Moor-Klee im Landkreis Nordhausen
Mehr als nur ein Klee
Klee kennt jeder. Meist ist er weiß oder rot, er wächst auf den mehrfach im Jahr gemähten Wiesen in unseren Parks oder an Wegrändern und die häufigsten Arten heißen Weiß- oder Rot-Klee (Trifolium repens oder Trifolium pratense)...
Aber es gibt auch Kleearten, nach denen wir Botaniker lange suchen müssen.
Der Moor-Klee zum Beispiel ist eine sehr seltene Kleeart. Trifolium spadiceum würde man im Normalfall nicht auf Parkwiesen antreffen. Denn er besiedelt fast ausschließlich lückige, spät im Jahr einschürig gemähte oder spät und extensiv beweidete, nährstoffarme Bergwiesen bzw. -weiden, die noch dazu dauerfeucht bis nass und sehr nährstoffarm, also mager sein müssen. In Quellmooren fühlt er sich wohl, aber auch an geeigneten Wegrändern. - Und er liebt kühle Lagen.
All diese Bedingungen sind heute nur noch selten gegeben, weshalb der Moor-Klee zu den seltensten einheimischen Kleearten gehört.
Dabei fällt die zu den Schmetterlingsblütengewächsen zählende Art durchaus auf: Ihre Blütenstände sind aus Dutzenden kleinen, sehr kurz gestielten Einzelblüten zusammengesetzt, die uns mit einem leuchtenden Gelb erfreuen. Das Sattgelb geht ganz langsam in ein tiefes Kastanienbraun über. Mit dieser für ihn charakteristischen Farbe verblüht der Moor-Klee. Das Nebeneinander von leuchtendem Gelb und teils lackglänzendem Braun macht den zwischen 15 und 40 Zentimeter großen, zwischen Juni und August blühenden Klee zu einer durchaus attraktiven Erscheinung. Auch seine dreiteiligen Kleeblätter weisen typische Moor-Klee-Merkmale auf. Beispielsweise sind die drei Blättchen (fast) ungestielt.
Ich selbst habe den Moor-Klee im Landkreis Nordhausen seit fast 25 Jahren vergeblich im Rahmen der floristischen Kartierung Thüringens gesucht. Die alten Nordhäuser Botaniker Carl Angelrodt und Adolf Vocke gaben ihn in ihrer Flora von Nordhausen und der weiteren Umgegend von 1886 für das Ilfelder Thal, Rothesütte und das Thyrathal an. Und noch 1995 schrieben Prof. Hagen Herdam und seine Mitautoren in der Neuen Flora von Halberstadt vom Mittelharz nach O bis Rübeland, Allrode und Silberhütte zerstreut. -
Diese Angaben können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Moor-Klee heute deutschlandweit und auch in fast allen Bundesländern, in denen er nachgewiesen wurde, als ausgestorben, vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet gilt. In Thüringen und Sachsen-Amhalt ist er stark gefährdet. Bei uns im Freistaat ist die weitestgehend auf Gebirgslandschaften beschränkte Art laut Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen von Korsch und Mitautoren von 2002 in geschätzt 80 Prozent der Kartierungsraster nicht mehr auffindbar.
Als Rückgangsursachen gelten u.a. laut floraweb.de sowie Schweizer Erfahrungen: Trockenlegen von Feuchtwiesen, zu frühe Bewirtschaftung, intensive Beweidung von Frisch- und Feuchtwiesen, ihr Brachfallen, Aufforstung, Betreten und Befahren sowie Zerstörung von kleinräumigen Soderstandorten. Hinzufügen muss man sicher auch die zunehmende Klimaerwärmung, die den Wachstumsbedingungen von Kühlezeigern wie Alpen-Gänsekresse, Floh-Segge und auch dem Moor-Klee nicht entsprechen.
Für den Raum Nordhausen gab es laut den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen um das Jahr 2000 eventuell nur noch zwei Fundangaben aus den 90er Jahren, wobei aber nur ein Fundort in Thüringen liegt. Im Gebiet dieses Fundorts im Raum Rothesütte suchte ich den Moor-Klee seit dem Jahr 2000 und - fand ihn erst jetzt.
Dem Landkreis Nordhausen, der Unteren Naturschutzbehörde und dem Landschaftspflegeverband Südharz-Kyffhäuser kommen hier eine große Verantwortung für die Erhaltung dieses Vorkommens zu. Beispielsweise sollten sie bei ihren Bewirtschaftungsplänen berücksichtigen, dass diese Art und auch andere, zum Teil hochgradig gefährdete Arten, wie die Orchidee Breitblättriges Knabenkraut, erst ab Juli oder August über reife, ausstreufähige Samen verfügen. Die genannten Gefährdungen werden leider bisher zu wenig berücksichtigt, wodurch beispielsweise die früher weit verbreiteten und geschützten Arten Trollblume (Trollius europaeus) und Arnika (Arnica montana) nur noch an wenigen Stellen aufgefunden werden können. Das heißt, eine Bewirtschaftung durch Mahd (die Bergwiesen wurden als Bergmähwiesen traditionell vor allem gemäht) oder auch eine sich anschließende sehr extensive, kurzzeitige Beweidung mit einem Rind pro Hektar dürfte, so wie traditionell oft üblich, beispielsweise nicht vor August erfolgen.
Das käme auch seltenen Insektenarten zugute, wie zum Beispiel dem stark gefährdeten Lilagold-Feuerfalter, dessen Larven an Knötericharten in 25 bis 40 Zentimetern Höhe fressen, die daher nicht zu früh abgefressen oder abgemäht werden dürfen. Ein Schmetterlingskenner schrieb mir, das am besten eine Mosaikmahd wäre, bei der in jedem Jahr immer einzelne Bereiche ungemäht bleiben.
Für den Moor-Klee sind zudem noch Kurzrasigkeit und Lückigkeit entscheidend. Da die Art überwiegend einjährig ist, also in einem Jahr keimt, wächst, blüht und abstirbt, müssen ihre Samen möglichst auf offenen, belichteten Boden fallen. Die zusätzliche Anlage von Bodenverwundungen kann mitentscheidend für einen Erhaltungserfolg sein.
Wir seit fast zwei Jahrzehnten aktive Artenschützer vom BUND-Kreisverband können bei diesen Maßnahmen gern mithelfen, so wie wir das auf vielen naturschutzrelevanten Flächen seit langem mit Erfolg für viele Populationen seltener Arten tun. Wir bieten unsere Mithilfe als Gebietskenner und Landschaftspfleger an, erhalten aber oft weder vom Landschaftspflegeverband noch von der UNB Nachrichten zu unseren Angeboten oder Hinweisen, was dann mitunter zu vermeidbaren Problemen, ja zu Gefahren für die Bestände bedrohter Arten führt.
Und ich möchte in diesem Zusammenhang auch für eine verstärkte Förderung unserer Landwirte werben, die bereit sind, aktiv im Naturschutz mitzuwirken. Aber Landwirte sind Unternehmer. Artgerechte und arterhaltende Bewirtschaftungsmaßnahmen, die mitunter wirtschaftlich nicht effektiv sind, müssen entsprechend finanziell vergütet werden. All das sind Stellschrauben für die Erhaltung des Moor-Klees und für viele weitere, oft fast letzte Vorkommen bedrohter Pflanzen- und Tierarten.
Wir werden die Verantwortlichen, auch übrigens im neuen Naturschutzbeirat, selbstverständlich über das Vorkommen des Moor-Klees sowie weitere Arten in Kenntnis setzen, um ihre Berücksichtigung bitten und die Bestände weiter beobachten. Denn unsere Bergwiesen sind ein Schatz, der noch mehr fachlich sinnvolle Zuwendung braucht.
Bodo Schwarzberg
Autor: osch, Quelle: B.Schwarzberg
Bildunterschrift: Der deutschlandweit stark gefährdete und seltene Moor-Klee (Trifolium spadiceum), hier auf einer Bergwiese im Landkreis Nordhausen an seinem vermutlich letzten verbliebenen Thüringer Wuchsort im Südharz, verblüht auffallend kastanienbraun. (Foto: B.Schwarzberg)
Aber es gibt auch Kleearten, nach denen wir Botaniker lange suchen müssen.
Der Moor-Klee zum Beispiel ist eine sehr seltene Kleeart. Trifolium spadiceum würde man im Normalfall nicht auf Parkwiesen antreffen. Denn er besiedelt fast ausschließlich lückige, spät im Jahr einschürig gemähte oder spät und extensiv beweidete, nährstoffarme Bergwiesen bzw. -weiden, die noch dazu dauerfeucht bis nass und sehr nährstoffarm, also mager sein müssen. In Quellmooren fühlt er sich wohl, aber auch an geeigneten Wegrändern. - Und er liebt kühle Lagen.
All diese Bedingungen sind heute nur noch selten gegeben, weshalb der Moor-Klee zu den seltensten einheimischen Kleearten gehört.
Dabei fällt die zu den Schmetterlingsblütengewächsen zählende Art durchaus auf: Ihre Blütenstände sind aus Dutzenden kleinen, sehr kurz gestielten Einzelblüten zusammengesetzt, die uns mit einem leuchtenden Gelb erfreuen. Das Sattgelb geht ganz langsam in ein tiefes Kastanienbraun über. Mit dieser für ihn charakteristischen Farbe verblüht der Moor-Klee. Das Nebeneinander von leuchtendem Gelb und teils lackglänzendem Braun macht den zwischen 15 und 40 Zentimeter großen, zwischen Juni und August blühenden Klee zu einer durchaus attraktiven Erscheinung. Auch seine dreiteiligen Kleeblätter weisen typische Moor-Klee-Merkmale auf. Beispielsweise sind die drei Blättchen (fast) ungestielt.
Ich selbst habe den Moor-Klee im Landkreis Nordhausen seit fast 25 Jahren vergeblich im Rahmen der floristischen Kartierung Thüringens gesucht. Die alten Nordhäuser Botaniker Carl Angelrodt und Adolf Vocke gaben ihn in ihrer Flora von Nordhausen und der weiteren Umgegend von 1886 für das Ilfelder Thal, Rothesütte und das Thyrathal an. Und noch 1995 schrieben Prof. Hagen Herdam und seine Mitautoren in der Neuen Flora von Halberstadt vom Mittelharz nach O bis Rübeland, Allrode und Silberhütte zerstreut. -
Diese Angaben können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Moor-Klee heute deutschlandweit und auch in fast allen Bundesländern, in denen er nachgewiesen wurde, als ausgestorben, vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet gilt. In Thüringen und Sachsen-Amhalt ist er stark gefährdet. Bei uns im Freistaat ist die weitestgehend auf Gebirgslandschaften beschränkte Art laut Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen von Korsch und Mitautoren von 2002 in geschätzt 80 Prozent der Kartierungsraster nicht mehr auffindbar.
Als Rückgangsursachen gelten u.a. laut floraweb.de sowie Schweizer Erfahrungen: Trockenlegen von Feuchtwiesen, zu frühe Bewirtschaftung, intensive Beweidung von Frisch- und Feuchtwiesen, ihr Brachfallen, Aufforstung, Betreten und Befahren sowie Zerstörung von kleinräumigen Soderstandorten. Hinzufügen muss man sicher auch die zunehmende Klimaerwärmung, die den Wachstumsbedingungen von Kühlezeigern wie Alpen-Gänsekresse, Floh-Segge und auch dem Moor-Klee nicht entsprechen.
Für den Raum Nordhausen gab es laut den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen um das Jahr 2000 eventuell nur noch zwei Fundangaben aus den 90er Jahren, wobei aber nur ein Fundort in Thüringen liegt. Im Gebiet dieses Fundorts im Raum Rothesütte suchte ich den Moor-Klee seit dem Jahr 2000 und - fand ihn erst jetzt.
Dem Landkreis Nordhausen, der Unteren Naturschutzbehörde und dem Landschaftspflegeverband Südharz-Kyffhäuser kommen hier eine große Verantwortung für die Erhaltung dieses Vorkommens zu. Beispielsweise sollten sie bei ihren Bewirtschaftungsplänen berücksichtigen, dass diese Art und auch andere, zum Teil hochgradig gefährdete Arten, wie die Orchidee Breitblättriges Knabenkraut, erst ab Juli oder August über reife, ausstreufähige Samen verfügen. Die genannten Gefährdungen werden leider bisher zu wenig berücksichtigt, wodurch beispielsweise die früher weit verbreiteten und geschützten Arten Trollblume (Trollius europaeus) und Arnika (Arnica montana) nur noch an wenigen Stellen aufgefunden werden können. Das heißt, eine Bewirtschaftung durch Mahd (die Bergwiesen wurden als Bergmähwiesen traditionell vor allem gemäht) oder auch eine sich anschließende sehr extensive, kurzzeitige Beweidung mit einem Rind pro Hektar dürfte, so wie traditionell oft üblich, beispielsweise nicht vor August erfolgen.
Das käme auch seltenen Insektenarten zugute, wie zum Beispiel dem stark gefährdeten Lilagold-Feuerfalter, dessen Larven an Knötericharten in 25 bis 40 Zentimetern Höhe fressen, die daher nicht zu früh abgefressen oder abgemäht werden dürfen. Ein Schmetterlingskenner schrieb mir, das am besten eine Mosaikmahd wäre, bei der in jedem Jahr immer einzelne Bereiche ungemäht bleiben.
Für den Moor-Klee sind zudem noch Kurzrasigkeit und Lückigkeit entscheidend. Da die Art überwiegend einjährig ist, also in einem Jahr keimt, wächst, blüht und abstirbt, müssen ihre Samen möglichst auf offenen, belichteten Boden fallen. Die zusätzliche Anlage von Bodenverwundungen kann mitentscheidend für einen Erhaltungserfolg sein.
Wir seit fast zwei Jahrzehnten aktive Artenschützer vom BUND-Kreisverband können bei diesen Maßnahmen gern mithelfen, so wie wir das auf vielen naturschutzrelevanten Flächen seit langem mit Erfolg für viele Populationen seltener Arten tun. Wir bieten unsere Mithilfe als Gebietskenner und Landschaftspfleger an, erhalten aber oft weder vom Landschaftspflegeverband noch von der UNB Nachrichten zu unseren Angeboten oder Hinweisen, was dann mitunter zu vermeidbaren Problemen, ja zu Gefahren für die Bestände bedrohter Arten führt.
Und ich möchte in diesem Zusammenhang auch für eine verstärkte Förderung unserer Landwirte werben, die bereit sind, aktiv im Naturschutz mitzuwirken. Aber Landwirte sind Unternehmer. Artgerechte und arterhaltende Bewirtschaftungsmaßnahmen, die mitunter wirtschaftlich nicht effektiv sind, müssen entsprechend finanziell vergütet werden. All das sind Stellschrauben für die Erhaltung des Moor-Klees und für viele weitere, oft fast letzte Vorkommen bedrohter Pflanzen- und Tierarten.
Wir werden die Verantwortlichen, auch übrigens im neuen Naturschutzbeirat, selbstverständlich über das Vorkommen des Moor-Klees sowie weitere Arten in Kenntnis setzen, um ihre Berücksichtigung bitten und die Bestände weiter beobachten. Denn unsere Bergwiesen sind ein Schatz, der noch mehr fachlich sinnvolle Zuwendung braucht.
Bodo Schwarzberg
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