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Di, 06:38 Uhr
03.01.2012

nnz/kn-Forum: Wohin führt das?

Sport-Beobachter Hans-Ullrich Klemm hat sich diesmal nicht mit dem Fußball, sondern mit einer winterlichen Sportart beschäftigt, bei der nicht mehr der Sport an sich, sondern ein großer Batzen Geld im Vordergrund zu stehen scheint...


Eigentlich ist mit dem Sieger des Neujahresspringens in Garmisch-Partenkirchen, der auch den ersten Sprunglauf gewann, bereits der neue Reizpunkt voll ausgeschöpft worden. Denn „Schliere“ wird - wenn er nicht noch völlig nervlich versagt – das erstmals ausgelobte, doch völlig überzogene Preisgeld in Höhe von 1.020.000 Schweizer Franken(!) mitnehmen, weil ihm mit seinen schon theoretisch jetzt feststehenden vier Einzelsiegen auch der Tourneegesamterfolg unter normalen Bedingungen nicht mehr zu nehmen sein ist.

Alfons Schranz, der Innsbrucker Präsident der Vierschanzentournee, wäre mit seinen Kollegen und Spendern des Österreichischen und Deutschen Skiverbandes allerdings besser beraten gewesen, das scheinbar locker vorhandene Geld mehr auf den Gesamt- und die jeweiligen Einzelsieger zu verteilen. Dann wäre auch eine Spannung in unbekannter Form bei jedem einzelnen Sprunglauf aufgekommen.

Aufmerksame Beobachter dürften schon gemerkt haben, dass es bereits besonders in Garmisch-Partenkirchen die Mannschaftskollegen aus dem Alpenland schwer hatten, ihre beiden Wertungssprünge so zu gestalten, dass sie nicht zu gut, aber auch nicht zu schlecht waren, um bei einem nicht mehr vorgesehenen Ausfall Schlierenzauers doch plötzlich wieder da sein zu können. Das heißt, zwei gleich sehr gute Sprünge durften möglichst nicht von seinen Kameraden und auch nicht von den anderen Springern erwartet werden. Das trifft verstärkt auch für die letzten beiden Wettbewerbe zu.

Die internationale Schanzen-Familie, die im Sommer wie Winter zusammen ist, wird sich doch die ihr erstmals mit ungewohnt reichlichen und teuren Gewürzen versehene Suppe, die allerdings nur noch von „Schliere“ allein abgeholt werden darf (und von ihm zu verteilen ist…) nicht selbst versalzen!

Somit müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn doch noch ein anderes Ergebnis heraus käme. Es ist einfach nicht vorstellbar, wenn die eigenen Morgenstern, Kofler oder Koch sowie unsere Jungen wie Freitag, Freund oder Andere plötzlich einen Einzelsieg erringen würden. Dann wären sie nicht nur Spielverderber, sondern auch Depp auf Lebenszeit!

Noch vor drei Jahren gab es bekanntlich für jeden einzelnen Weltcup-Sieg der Skispringer umgerechnete 19.000 Euro. Danach beschloss die FIS, das Preisgeld insgesamt (59.000 Euro) nicht mehr auf die besten 10 Springer, sondern auf die ersten 30 zu verteilen. Für die Anschluss-Leute war das natürlich in Ordnung, doch die heißhungrigen Spitzenpiloten schauten verdutzt, weil es für sie plötzlich weniger Anreize waren. Das traf besonders auf die Österreichischen Skiadler zu.

Wie man außerdem hörte, kann auch der diesjährige Tournee- Gesamtsieger (wieder wohl „Schliere“) nicht mehr mit einem geschenkten Mittelklassenwagen nach Hause fahren, sondern darf sich nur mit den bereits oben hinein- und umgerechneten "lumpigen" 16.000 Euro begnügen!

Man kann es dem vermeintlich neuen Millionär „Schliere“ allerdings nicht abnehmen, wie er derzeitig meint, dass der nach einem tatsächlichen Vierfach-Sieg eintretende Geldregen für ihn nur ein i-Tüpfelchen sei…..

Die eigentliche Wettbewerbsverzerrung, die mit dem Lockreiz der Millionen den echten Sport und erbitternden Kampf um jede errungene Platzierung schon in das Abseits stellt, lässt die früheren Helden, die unter sehr schwierigen Bedingungen ihren Sport ausübten, im Nachhinein ungewollt schlecht aussehen. Das sollte man nicht vergessen!

Nur, wenn sich dieser Gregor Schlierenzauer nicht selbst schlägt, wird auch das Denkmal Sven Hannawald als bisher einziger „Grand Slam“- Gewinner der Geschichte leider sehr schnell verblassen.
Hans-Ullrich Klemm
Autor: nnz

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Kommentare
Retupmoc
03.01.2012, 09.38 Uhr
Eine andere Sicht
Niemand kann etwas dafür, wenn in Deutschland seit Jahren kaum eine vernünftige Nachwuchsarbeit im Wintersport gemacht wird. Es wird alles ins Biathlon gesteckt und der Rest bleibt auf der Strecke. Selbst ein Martin Schmidt - der seit Jahren keine vernünftigen Sprünge mehr macht - wird aus Ermangelung an geeigneten Nachwuchskräften immer wieder eingesetzt. Und dafür Herr Klemm werden Steuergelder verbraten, und das nicht wenig.

Wenn nun die Organisatoren der Springertournee und Ihre Sponsoren in der Lage sind, für einen Springer der die Top - Leistung von 4 Siegen in Folge schafft, 1 Mille SF auszuloben, dann ist das erst einmal deren Sache. Im Vergleich zu einem mittelmäßigem Fußballspieler, der im Jahr mehrere Millionen verdient, sogar angemessen.

Eine Frechheit ist es allerdings, den Österreichern zu unterstellen, das Morgenstern und Kofler absichtlich nur Zweiter oder Dritter werden würden. Wenn Sie zum Beispiel Schlieri und Morgi privat kennen würden, wüssten Sie, das gerade Morgenstern dem Schlieri gern eins (auf sportlichem Wege) auswischen würde.
Abgesehen davon, das es auch noch andere Springer wie Ito, Kranjec oder Amman gibt, die auch das Zeug haben ein Springen zu gewinnen.

Nach Ihrer Ansicht müsste dann ja am Neujahrstag auch der deutsche Severin Freund absichtlich den zweiten Durchgang vergeigt haben. Oder war er im zweiten Durchgang nur einfach schwach?

Fakt ist, das die Ösis schon seit Jahren im Skispringen führend sind. Schauen Sie sich einmal deren Nachwuchsrarbeit an. Auch die Trainer sind besser, sonst würde ja nicht ein Österreicher die Deutschen trainieren.

Ich wünsche dem Schlieri jedenfalls alles Gute für Innsbruck und Bischofshofen. Und Herr Klemm, sie können sicher sein, das von der Mille SF auch einiges in die Nachwuchsförderung und soziale Projekte gehen wird. So ist der Schlieri nämlich - bodenständig und normal geblieben.
Retupmoc
05.01.2012, 12.27 Uhr
Es kam wie es kommen mußte
Der Kofler, Andi war gestern einen Tick besser und hat gewonnen. Und wie der gejubelt hat und sich über den Sieg gefreut. Wetten das dieser Sportler keinen Platz abgeshenkt hätte, damit ein Landsmann ein paar Fränkli kassieren kann?

Da hat der Herr Klemm als Experte aber ein sauberes Eigentor geschossen. Vielleicht wollte man von den mittelklassigen Leistungen der deutschen Sportler ablenken?

Mal sehen, wer morgen gewinnt. Ich tippe übrigens auf Kamil Stoch, denn den hat gestern im zweiten Durchgang nur der Wind gestoppt.
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