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Fr, 14:07 Uhr
11.12.2009

Aus für 495 Thüringer Firmen

Der Pleitegeier schlägt im Freistaat wieder öfter zu. Von Januar bis September 2009 mussten 495 Thüringer Unternehmen den Gang zum Insolvenzrichter antreten, das sind 62 Betriebe bzw. 14,3 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum...


Vor allem die betroffenen Lehrlinge stehen dann vor einer schwierigen Situation: dem drohenden Abbruch ihrer Ausbildung. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt hilft in diesen Fällen und konnte 40 Insolvenzlehrlinge erfolgreich in andere Unternehmen vermitteln. „Die Finanz- und Wirtschaftskrise hinterlässt in der Thüringer Insolvenzstatistik deutliche Spuren. Immerhin beschäftigten die Konkursbetriebe zum Zeitpunkt der Antragstellung rund 2.950 Arbeitnehmer“, betont Erfurts IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser.

Insbesondere die Thüringer Bauwirtschaft würde sich krisenanfällig zeigen. 112 Unternehmen hätten trotz staatlicher Konjunkturpakete ihre Rechnungen nicht mehr begleichen können. Auch im Handel schlitterten zahlreiche Betriebe in eine finanzielle Schieflage. „Die Finanz- und Wirtschaftskrise drückt die Kauflaune der Verbraucher, größere Anschaffungen werden auf Eis gelegt. Das Geld landet auf den Sparkonten, anstatt in den Kassen der Einzelhändler“, so der IHK-Chef. Auf der Schattenseite der Konjunktur stehe auch das Verkehrsgewerbe. Durch die geringe Auslastung und anhaltend hohe Kosten hätten sich die Firmenpleiten hier verdoppelt.

Besonders dramatisch stelle sich die Situation für die Lehrlinge in den insolventen Unternehmen dar. „Mit heutigem Stand konnten immerhin 40 Konkurslehrlinge erfolgreich in andere Unternehmen vermittelt werden. Darunter vor allem Azubis aus dem Gaststättengewerbe sowie den Bereichen Metall und Handel“, unterstreicht Grusser.

Dabei müsse eine Insolvenz nicht das Ende des Unternehmens bedeuten sondern könne gleichwohl auch eine Chance zum Neuanfang sein. Allerdings werde das seit zehn Jahren gültige Insolvenzplanverfahren kaum genutzt, bedauert Grusser. Es sollte den betroffenen Firmen eigentlich eine Rettungsperspektive bieten. Die Praxis sehe aber anders aus: Maximal zwei Prozent der insolventen Firmen würden davon Gebrauch machen, die überwiegende Zahl der Unternehmen jedoch in der Insolvenz zerschlagen.

„Das derzeitige Verfahren ist für Gläubiger wie Betrieb zu unattraktiv“, stellt der IHK-Chef fest. Die Gläubiger hätten zu wenig Einfluss auf die Auswahl des Konkursverwalters. Am Ende würden zudem Sanierungsgewinne besteuert, auch wenn es sich nur um Buchgewinne handle. „Wer mehr Unternehmen und damit Arbeitsplätze retten will, muss dringend nachbessern", ist sich Grusser sicher. Es sei deshalb gut, dass die neue Bundesregierung eine Überarbeitung im Koalitionsvertrag festgeschrieben habe.

Dazu hätte die IHK-Organisation jetzt zehn konkrete Vorschläge zur Unternehmenssanierung in der Insolvenz erarbeitet. Diese würden beispielsweise eine Stärkung der Eigenverwaltung, die Einbeziehung der Gesellschafter in das Insolvenzplanverfahren und auch die Abschaffung der Mindestbesteuerung bei der Sanierung vorsehen.
Autor: nnz/kn

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