Fr, 09:39 Uhr
29.10.2010
IHK für Studiengebühren
Thüringen ist ein beliebtes Studienland, die Hochschulen füllen sich zunehmend und konnten ihre Studentenzahlen seit 1995 fast verdoppeln. Mehr Studenten erfordern jedoch auch Investitionen in Infrastruktur und Personal, um die Qualität der Lehre aufrechtzuerhalten...
Eine zusätzliche Förderung des Landes ist aufgrund klammer Haushaltskassen derzeit nicht absehbar. Die Erfurter Industrie- und Handelskammer (IHK) schlägt daher vor, die Einführung von Studiengebühren nach dem Beispiel anderer Bundesländer erneut zu prüfen. Anlass ist eine aktuelle Studie des Stifterverbands der Deutschen Wissenschaft zur Entwicklung der Hochschulstandorte in Gesamtdeutschland.
Weder bei der Entwicklung der Studierendenzahlen noch bei der sozialen Zusammensetzung der Hochschulabsolventen sind wesentliche Unterschiede zwischen Gebührenländern und Nichtgebührenländern nachweisbar, fasst IHK-Präsident Dieter Bauhaus die wichtigsten Erkenntnisse zusammen. Studierende aus bildungsfernen Schichten oder aus einkommensschwachen Elternhäusern würden genauso häufig Hochschulen wählen, die Gebühren erheben wie Hochschulen, die das Studium kostenlos anbieten.
Die in einigen Bundesländern eingeführten Studiengebühren von 500 Euro pro Semester haben offenbar keine abschreckende Wirkung auf Studierende, so Bauhaus. Angesichts übervoller Hörsäle und ausgebuchter Seminare sei es deshalb an der Zeit, auch in Thüringen das Thema Studiengebühren zu überdenken.
Bei der Wahl des Studienstandortes seien eine gute Ausstattung und Infrastruktur der Hochschule enorm wichtig. Studiengebühren leisten hier einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung. Die Zusatzeinnahmen können den Universitäten zukünftig einen sicheren Rückhalt für dringend benötigte Investitionen und personelle Aufstockungen geben, unterstreicht der IHK-Präsident. Dies wäre nötig, denn ein Betreuungsverhältnis von 200 Studenten auf einen Professor sei nicht unüblich und berge die Gefahr einer qualitativen Verschlechterung.
Zwar zähle Thüringen neben Brandenburg bereits zu den attraktivsten Standorten unter den ostdeutschen Ländern und die Indikatoren Studierendenzahlen und Soziale Zusammensetzung der Studenten entwickelten sich positiver als im Bundesdurchschnitt. Aber durch die jährlich steigende Zahl der Hochschulabsolventen gebe es auch zunehmend Handlungs- und Investitionsbedarf, wolle man seine Attraktivität nicht verlieren.
Ein klar strukturiertes Gebührenmodell könnte hier für mehr Qualität und ein besseres Betreuungsverhältnis zwischen Student und Professor sorgen, begründet Bauhaus. Im deutschlandweiten Wettstreit der Hochschulstandorte sei eben nicht nur der Preis entscheidend, sondern letztlich vor allem die Qualität der Bildung.
Bisher standen die von einigen Bundesländern erhobenen Zusatzbeträge in dem Verdacht, einer der Hauptindikatoren für die Studienortwahl zu sein, insbesondere für BaföG-Empfänger. Die vorliegenden Ergebnisse der Studie Ländercheck widerlegen diese Meinung jedoch. In Hamburg beispielsweise nahm der Anteil von BaföG-Empfängern seit Einführung der Studiengebühren um 12 Prozent zu, in Thüringen sind es dagegen, trotz Verzicht auf Studiengebühren, drei Prozent weniger, rechnet Bauhaus vor. So profitierten sozial benachteiligte Studierende eher von einer Erhöhung des BAföGs als von einem Verzicht auf Studiengebühren.
Während in anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg oder Niedersachsen mittlerweile bis zu 500 Euro pro Semester zu zahlen sind, kommt Thüringen bislang ohne derartige Zusatzgebühren aus. Sogar der 2007 eingeführte Verwaltungskostenbeitrag in Höhe von 50 Euro ist – dem Willen der Landesregierung zufolge – wieder entfallen. Lediglich für Langzeitstudierende sind ab dem 4. Semester über der Regelstudienzeit dann 500 Euro fällig.
Bei einer Thüringer Studentenzahl von rund 50.000 (Quelle TLS für 2009) bedeutet die Einführung einer Gebühr von beispielhaften 300 Euro pro Semester immerhin die Einnahme von rund 30 Millionen Euro jährlich.
Autor: nnzEine zusätzliche Förderung des Landes ist aufgrund klammer Haushaltskassen derzeit nicht absehbar. Die Erfurter Industrie- und Handelskammer (IHK) schlägt daher vor, die Einführung von Studiengebühren nach dem Beispiel anderer Bundesländer erneut zu prüfen. Anlass ist eine aktuelle Studie des Stifterverbands der Deutschen Wissenschaft zur Entwicklung der Hochschulstandorte in Gesamtdeutschland.
Weder bei der Entwicklung der Studierendenzahlen noch bei der sozialen Zusammensetzung der Hochschulabsolventen sind wesentliche Unterschiede zwischen Gebührenländern und Nichtgebührenländern nachweisbar, fasst IHK-Präsident Dieter Bauhaus die wichtigsten Erkenntnisse zusammen. Studierende aus bildungsfernen Schichten oder aus einkommensschwachen Elternhäusern würden genauso häufig Hochschulen wählen, die Gebühren erheben wie Hochschulen, die das Studium kostenlos anbieten.
Die in einigen Bundesländern eingeführten Studiengebühren von 500 Euro pro Semester haben offenbar keine abschreckende Wirkung auf Studierende, so Bauhaus. Angesichts übervoller Hörsäle und ausgebuchter Seminare sei es deshalb an der Zeit, auch in Thüringen das Thema Studiengebühren zu überdenken.
Bei der Wahl des Studienstandortes seien eine gute Ausstattung und Infrastruktur der Hochschule enorm wichtig. Studiengebühren leisten hier einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung. Die Zusatzeinnahmen können den Universitäten zukünftig einen sicheren Rückhalt für dringend benötigte Investitionen und personelle Aufstockungen geben, unterstreicht der IHK-Präsident. Dies wäre nötig, denn ein Betreuungsverhältnis von 200 Studenten auf einen Professor sei nicht unüblich und berge die Gefahr einer qualitativen Verschlechterung.
Zwar zähle Thüringen neben Brandenburg bereits zu den attraktivsten Standorten unter den ostdeutschen Ländern und die Indikatoren Studierendenzahlen und Soziale Zusammensetzung der Studenten entwickelten sich positiver als im Bundesdurchschnitt. Aber durch die jährlich steigende Zahl der Hochschulabsolventen gebe es auch zunehmend Handlungs- und Investitionsbedarf, wolle man seine Attraktivität nicht verlieren.
Ein klar strukturiertes Gebührenmodell könnte hier für mehr Qualität und ein besseres Betreuungsverhältnis zwischen Student und Professor sorgen, begründet Bauhaus. Im deutschlandweiten Wettstreit der Hochschulstandorte sei eben nicht nur der Preis entscheidend, sondern letztlich vor allem die Qualität der Bildung.
Bisher standen die von einigen Bundesländern erhobenen Zusatzbeträge in dem Verdacht, einer der Hauptindikatoren für die Studienortwahl zu sein, insbesondere für BaföG-Empfänger. Die vorliegenden Ergebnisse der Studie Ländercheck widerlegen diese Meinung jedoch. In Hamburg beispielsweise nahm der Anteil von BaföG-Empfängern seit Einführung der Studiengebühren um 12 Prozent zu, in Thüringen sind es dagegen, trotz Verzicht auf Studiengebühren, drei Prozent weniger, rechnet Bauhaus vor. So profitierten sozial benachteiligte Studierende eher von einer Erhöhung des BAföGs als von einem Verzicht auf Studiengebühren.
Während in anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg oder Niedersachsen mittlerweile bis zu 500 Euro pro Semester zu zahlen sind, kommt Thüringen bislang ohne derartige Zusatzgebühren aus. Sogar der 2007 eingeführte Verwaltungskostenbeitrag in Höhe von 50 Euro ist – dem Willen der Landesregierung zufolge – wieder entfallen. Lediglich für Langzeitstudierende sind ab dem 4. Semester über der Regelstudienzeit dann 500 Euro fällig.
Bei einer Thüringer Studentenzahl von rund 50.000 (Quelle TLS für 2009) bedeutet die Einführung einer Gebühr von beispielhaften 300 Euro pro Semester immerhin die Einnahme von rund 30 Millionen Euro jährlich.
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