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Fr, 18:09 Uhr
26.10.2012

1000 Jahre Harzwald-Geschichte

Die Bewirtschaftung des Harzwaldes von den Anfängen bis zur Gegenwart war Thema eines Vortrags, zu dem der Nordhäuser Geschichts- und Altertumsverein den Forstamtsleiter Karl Wilhelm Brüggemann als Referenten eingeladen hatte. Die nnz war unter den zahlreichen Zuhörern.

Gesteinsformation im Steinmühlental (Foto: K. W. Brüggemann) Gesteinsformation im Steinmühlental (Foto: K. W. Brüggemann)

Forstamtsleiter Brüggemann leitete seine kurzweilige und sehr informative Powerpoint-Präsentation mit der Erläuterung der Situation ein, wie sie sich im Südharz zu Beginn des 11. Jahrhunderts darstellte. So erwähnte er u. a. die durch den Harz führenden wichtigsten Straßen, wie den Kaiserweg von Nordhausen über Ellrich nach Goslar, die Harzstraße von Nordhausen nach Wernigerode (Via Communis) und die alte Heerstraße, die von Nordhausen, über Ilfeld, Hasselfelde nach Halberstadt führte. Er ging auf den Bau der Ilburg (1095) durch Graf Elger von Bilstein und die Burg Honstein (1120) durch Conrad von Sangerhausen ein und berichtete, dass die Frau von Elger II. im Jahr 1189 das Kloster Ilfeld stiftete, verbunden mit der Schenkung von Waldflächen. Bereits 100 Jahre später hatte das Gut Birkenmoor bereits die heutige Größe von 1.400 ha mit den Revieren Birkenmoor und Ilfeld erreicht.

Es entstanden zahlreiche Köhlereien, die den wachsenden Holzkohlebedarf abdeckten. Anfang des 18. Jahrhunderts begann der Bergbau in der Region, so u. a. den Manganerztagebau um Ilfeld ab 1704, die Zeche um Möncheberg, den Abbau von Steinkohle im Rabensteiner Stollen und Eisenerz am Braunsteinhaus, dessen Abbau bis 1740 meistens oberflächig je nach Auftragslage erfolgte.

Brüggemann leitete über zur zunehmenden Besiedlung im Südharz. Die Waldsiedlung Sophienhof bestand bereits 1560 als Schmerplatz und herrschaftliche Meierei. Der Forstort Rothesütte wurde 1679 gegründet, der 1737 seine erste Kirche erhielt. Im Jahr 1698 ist das Hufhaus als Gestüt mit 13 Tieren nachgewiesen, wurde jedoch 1704 bei einem Brand völlig zerstört, aber ein Jahr später wieder aufgebaut. Später diente das Hufhaus als Forsthaus, Meierei, Schenke und Waldarbeiterkaten. 1737 wurde das Christianenhaus als Forsthaus erstmals genannt.

Mit der systematisch betriebenen Fortwirtschaft im Harzwald ist der Name Heinrich Dietrich von Zanthier (1676–1729) eng verbunden. 1747 wurde Oberforstmeister von Zanthier von Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode als Forst- und Jagdmeister mit Dienstsitz Sopienhof berufen. Hier konnte er knapp zwei Jahre seine großen Erfahrungen einbringen, die er in Norwegen bezüglich Vermessung, Einteilung, Kartierung und Abschätzung von Wäldern und ihre planmäßige Nutzung gesammelt hatte. 1748 erfolgte die Ernennung zum Oberforst- und Jägermeister mit der Oberaufsicht für den gesamten Wernigeröder und Hohensteinischen Forstbesitz (16.000 ha).

„Die Eigentumsverhältnisse im Wald wurden im 19. Jahrhundert geordneter, Die Nachweise lagen häufiger in Schriftform vor. Die Ausbildung des Fachpersonals erfolgte qualifiziert in forstliche Lehranstalten qualifiziert. Die Jagdqualifikation reichte allein nicht mehr aus“, führte Brüggemann zur Forst-, Jagd- und Waldentwicklung in dieser Zeit aus. Detailliert legte er die Jagdstrecke von 1851 bis 1865 vor, wo u. a. auch Auerwild, Rebhühner, Schnepfen, Adler und Uhus sowie Raubvögel aufgeführt sind.

„Die Streckenergebnisse sind in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich: Ein Abschuss von Kälbern und Kitzen zur Regulierung der Altersstruktur war, wie vielerorts im Harz, damals auch hier noch nicht üblich. Es gab vor 150 Jahren noch Auer- und Haselwild sowie Adler und Uhu. Aus heutiger Sicht völlig unverständlich, in Unkenntnis in der Wald- und Wildökologie und aufgrund eines falschen Rollenverständnisses in der Fauna-Einteilung in Nützlinge und Schädlinge – wurden Beutegreifer intensiv bejagt, und selbst vor der Erlegung schon damals selten vorkommenden Arten, wie Adler und Uhu, wurde nicht zurückgeschreckt“, berichtete der Forstamtsleiter.

1836 wird der Bergbau im Rabensteiner Stollen eingestellt, von 1848 bis 1896 erfolgt nur noch der Abbau um Ilfelder Raum. Durch den Eisenbahnanschluss ist die Steinkohle aus dem Ruhrgebiet verfügbar, von besserer Qualität und auch billiger.

Graf Otto zu Stolberg – Wernigerode (1837 – 1896) brachte die Grafschaft zur wirtschaftlichen Blüte. Er verdoppelte den Forstbesitz durch Zukauf. Es entwickelten sich hochproduktive Forst- und Hüttenbetriebe sowie Güter, die hohen Gewinn abwarfen. Allerdings konnte der Nachkomme dieses Erbe durch die Weltwirtschaftskrise und wirtschaftliche Fehlentscheidungen nicht bewahren – ab 1904 ging es bergab. Höhepunkt des Niederganges war nach 1925 der Verkauf des gesamten Domänenbesitzes, einschließlich des Waldes im Südharz.

Im vorletzten Teil seiner Ausführungen behandelte Brüggemann die Zeit von 1945 bis 1990 im Südharz, die gekennzeichnet war, durch die Teilung Deutschlands und damit verbunden die Demarkationslinie und die Sperrzone, die quer durch den Harz führten. Im Harz gingen 9.640 ha vom Haus Stolberg-Stolberg und 8.332 ha von Stolberg-Roßla in Volkseigentum über, die Stiftsforste blieben jedoch erhalten. 1952 wurde der Staatliche Forstwirtschaftsbetrieb (StFB) Nordhausen in Ilfeld, Lindenallee 15, gebildet, dessen Haupteinnahmequelle der Verkauf von Rohholz war. Besonders in den 60er und 70er Jahren kam es zur Bildung von Nebenbetrieben, der Aufnahme der Konsumgüter- und industrielle Warenproduktion. So gab es z. B. in Woffleben eine Holzwolle- und Kistenproduktion, in Breitenworbis wurde Jägerzaun gefertigt und in Rothesütte eine Putenfarm betrieben.

Nach der Wende wurden die Bewirtschaftungsverträge mit der StFB als Waldbesitzer gekündigt, nun hatte die Treuhand das Sagen, die schnell das Revier Stempeda an die Fa. Knauff in Rottleberode veräußerte. Es folgten 1997 die Verkäufe der Reviere Hufhaus und Herrmannsacker an Fürst Elger zu Stolberg-Wernigerode und Graf Alexander Stolberg-Wernigerode. 1998 wurden die Reviere des Forstamtes Ellrich dem Forstamt Ilfeld angegliedert. 2005 kam es nach der Behördenstrukturreform zur Bildung des Forstamtes Bleicherode-Südharz, bestehend aus 10 Revieren, die von ca. 50 Beamte, Angestellte, Waldarbeiter und Azubis betreut werden. Damit ist das neue Forstamt fast flächendeckend mit dem Landkreis Nordhausen.

Im Anschluss an den zweistündigen, aufschlussreichen und sehr interessanten Vortrag beantwortete Karl Wilhelm Brüggemann die zahlreichen Fragen der Anwesenden.
Autor: rh

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